Aristoteles: Eudemische Ethik

von Alexandra Walterskirchen:
„Eudemische Ethik“ von Aristoteles


Aristoteles (384–322 v. Chr.) zählt zu den größten Philosophen der Antike. Sein Werk „Eudemische Ethik“ ist neben seinem anderen überlieferten Werk über die Ethik („Nikomachische Ethik“) eher unbekannt, dabei ist es nicht minder bedeutend. Im 19. Jahrhundert wurde die „Eudemische Ethik“ nicht als echte Schrift von Aristoteles angesehen, heutzutage hat sich diese Sichtweise wieder revidiert und die „Eudemische Ethik“ wird als ein Vorwerk zur „Nikomachischen Ethik“ betrachtet, das Eudemos von Rhodos, einem Schüler des Aristoteles, gewidmet war.

Das Werk „Eudemische Ethik“ besteht aus acht Büchern, wobei die Bücher IV-VI mit den Büchern V-VII der „Nikomachischen Ethik“ identisch sind, weswegen sie in dieser Ausgabe von De Gruyter nicht aufgeführt werden. So sind auf 106 Seiten die Bücher I-III und VII-VIII abgedruckt; der übrige Teil des über 500 Seiten umfassenden Buches nimmt eine ausführliche Einleitung sowie Anmerkungen bzw. Kommentare ein. Wer die anderen Bücher IV-VI lesen möchte, muss sich eine Ausgabe der „Nikomachischen Ethik“ organisieren.

Im ersten Buch behandelt Aristoteles die Frage, was Glück ist und wie ein glückliches Leben auszusehen hat. Dabei stellt Aristoteles fest, dass alles Glück auf drei Grundformen des Lebens bezogen ist, nämlich erstens auf das politische Leben, zweitens auf das philosophische Leben und drittens auf das Genussleben. Das drückt sich auch in den drei Lebensformen aus, nämlich bei der Tätigkeit für die Polis, d.h. als Staatsmann, im Leben des Philosophen und im Leben des Genussmenschen. Damit wiederum verbunden sind ethische Tugenden, theoretisches Wissen und Lust. Zudem wird der Begriff „Gut“ analysiert sowie die Idee des höchsten Gutes. Gesundheit ist z.B. etwas Gutes, Krankheit dagegen nicht.

Im zweiten Buch erörtert Aristoteles den Begriff Tugend als Höchstwert der Seele, der aber erst durch Tätigkeit verwirklicht wird und dadurch zu Glück werden kann. Das heißt: Glück ist das Tätig-sein der tugendhaften Seele. Von der Tugend gibt es zwei unterschiedliche Arten, nämlich die Tugend des Charakters (die „ethische“) und die Tugend des Verstandes (die „dianoetische“). So wird nicht nur der gerechte Mensch gelobt, sondern auch der verständige/weise. Von diesen Tugenden geht alle Aktivität aus. Dabei betont Aristoteles wie wichtig die Mitte bei allem ist, damit es zu keinem Übermaß oder Untermaß im Handeln kommt. Anschaulich zeigt er anhand einer Tabelle auf, welche Art von Mitte Tugend ist und was extrem bzw. Übermaß oder Untermaß bedeutet, z.B. Tapferkeit als Tugend der Mitte, Tollkühnheit als Übermaß und Feigheit als Untermaß. Oder Großzügigkeit als Tugend der Mitte, Verschwendung als Übermaß und Knauserei als Untermaß. Übermaß und Untermaß werden dabei durch Lust und Unlust gesteuert, die ein Teilstück der individuellen Seele des Menschen sind.

Im dritten Buch beschreibt Aristoteles die Mitte in den einzelnen Tugenden wie Tapferkeit, Besonnenheit, Großzügigkeit, Hochsinnigkeit, Großartigkeit und ihr Übermaß bzw. Untermaß. Dabei liegen die Kontraste zwischen den Extremen und dem Mittleren nicht bei allen Tugenden in gleicher Weise vor, sondern es kann ein Übergewicht auf der Seite des Übermaßes oder der des Untermaßes geben. Aristoteles schließt mit der Erkenntnis, dass alle lobens- und tadelswerten Charaktereigentümlichkeiten immer Übermaß, Untermaß oder mittlere Zustände des menschlichen Affektlebens darstellen.

Im siebten Buch behandelt Aristoteles ausführlich den Begriff der Freundschaft. Er definiert drei Arten von Freundschaft: die eine beruht auf der Tugend, die andere auf dem Nutzen und die dritte auf der Lust. Diese sind jeweils in zwei Pole, nämlich Gleichheit oder Überlegenheit unterteilt. Daraus ergeben sich entweder echte Freunde oder falsche Freunde, die in jeder Gemeinschaft – ob zwischen Vater und Sohn, Herr und Sklave, Geschäftspartnern oder anderen Vereinigungen – vorkommen. Aristoteles zeigt auf, dass der wahre Freund nicht da ist, um der Brauchbarkeit und des persönlichen Vorteils willen, sondern für die Tugendentwicklung und Förderung des Menschen.

Im achten Buch definiert Aristoteles den Unterschied zwischen Glück und Zufall. Er stellt fest, dass es zwei Arten von Glücksgunst gibt: die eine ist von Gott gegeben, d.h. der Glücksbegünstigte hat seine Erfolge durch Gott bekommen und gelangt dadurch zu Erfolg; die andere ist die, die durch Zufall und Impuls zu dem Menschen kommt. Während die von Gott gegebene Glücksgunst kontinuierlich ist, ist die zufällige unbeständig. Aristoteles schließt sein Werk mit der Feststellung, dass damit die Erörterung der Frage abgeschlossen ist, was der für die Schönheit und Gutheit geltende Maßstab ist. Gleichzeitig mahnt er den Leser so wenig wie möglich den irrationalen Seelenteilen zu folgen, denn diese hindern durch Mangel oder Übermaß (in Wahl und Besitz der Güter) den Menschen daran Gott zu dienen und in Verbindung mit ihm zu leben, was schlecht für ihn und sein Leben ist. Die tugendhafte Mitte ist bei allem das Ziel.

Fazit: Ein sehr weises und tiefgründiges Werk des bekannten Philosophen Aristoteles, das jeder, der sich für Philosophie und Psychologie sowie menschliche Charakter- und Seeleneigenschaften interessiert, lesen sollte. Sehr empfehlenswert!

Verlag: De Gruyter Akademie Forschung;
Auflage: 4., gegenüber der 3. durchgesehene, unveränderte (1. Dezember 1984)
Übersetzt und kommentiert von Franz Dirlmeier
Gebundene Ausgabe: 504 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3050011459
ISBN-13: 978-3050011455
79,95 Euro

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