Cicero: Politische Reden (Band 1) (Sammlung Tusculum)
von Alexandra Walterskirchen
„Cicero: Politische Reden (Band 1) (Sammlung Tusculum)“
Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) ist der bekannteste Autor klassischer römischer Literatur, Politik und Philosophie. Der De Gruyter Verlag widmet in der Reihe Sammlung Tusculum den zahlreichen überlieferten politischen Reden Ciceros drei umfangreiche Bände. Diese enthalten alle Staatsreden, d.h. alle Ansprachen, die Cicero an den Senat und das römische Volk gerichtet hat, sowie die herausragenden, politisch wichtigen Plädoyers in Strafprozessen. Die dreibändige Ausgabe der politischen Reden Ciceros ist zweisprachig in lateinisch/deutsch herausgegeben, so dass der kundige Leser die Reden Ciceros im Original übersetzen und studieren kann. Hinweis: Die Verres-Reden sind aufgrund ihres großen Umfangs bewusst ausgelassen und in einem eigenständigen Buch veröffentlicht.
Die antike Rede unterscheidet sich von dem, was wir heute unter dem Begriff „Rede“ verstehen. Im alten Griechenland und Rom konnten aus Reden Literaturwerke entstehen, ja die Rede wurde zu einer eigenständigen antiken Prosagattung. Dabei gab es drei Arten von Reden: die politische Ansprache, das Plädoyer vor Gericht und den Festvortrag. Nur die politischen Ansprachen und das Plädoyer vor Gericht konnten allerdings zu „Literatur“ werden, der Festvortrag nicht. Die antike Beredsamkeit hat ihren Ursprung in der Theorie der Rede, d.h. der Rhetorik, die noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts das Fundament aller „höheren Bildung“ war. Der Hauptinhalt des rhetorischen Unterrichts umfasste zum einen die Technik des Argumentierens und zum anderen die Stilistik, weiterhin wurden die elementaren Begriffe vom Recht, von der Ethik, von der Politik und der Führung sowie Beeinflussung von Menschen gelehrt, d.h. eine Einführung in all das, was man als das öffentliche Leben bezeichnen könnte. Aus der antiken Rede ging übrigens in der Tradition des Festvortrags auch die christliche Predigt hervor.
Die zahlreichen überlieferten Reden Ciceros stehen praktisch für eine eigene Gattung, nämlich die „ciceronische Rede“. Da jedoch in der Regel andere politische Reden aus jener Zeit fehlen, kann der heutige Leser nicht mehr durch eigene Vergleiche prüfen, ob Cicero richtig geurteilt hat. Ciceros Reden geben also nur eine Seite eines Gerichtsprozesses oder einer politischen Debatte wider. Die ciceronische Rede hat eine besondere klassische Form, die sich in der Strenge des Wortgebrauchs und dem mühelosen Fluss der Sprache zeigt. Ciceros breites Fundament an Bildung, sein philosophisches und historisches Wissen, sowie sein rhetorisches und schriftstellerisches Talent sind ihm sicherlich zu Gute gekommen. Manchmal neigt er allerdings ein wenig zu langatmigen Ergüssen, d.h. er wiederholt sich in ähnlicher Form immer wieder. Dies ist aber sicherlich gewollt, denn so kann der Leser Unverstandenes noch einmal lesen und verstehen. Der Erfolg der Reden Ciceros zeigt, dass er die Erfordernisse der Gattung und die Erwartungen seiner Hörer besonders gut befriedigen konnte. Die Kontroverse zwischen Attizisten, die einen knappen und sachlichen Stil bevorzugten, und Cicero waren wohl eher individuelle Geschmacksunterschiede als wirkliche Gegensätze.
Cicero hatte die besondere Fähigkeit die Beweisführung der jeweiligen Situation anzupassen, was besonders für seine Prozessreden galt, wo er immer versuchte, das Beste aus einer Sache herauszuholen und sich nicht durch eigene Vorurteile behindern zu lassen. Seine taktische Kraft war schon in der Antike gefürchtet, gelang es ihm doch durch raffinierte Analyse zum Kern der Angelegenheit vorzudringen und den Schuldigen zu entlarven. Cicero wird als Meister des Worts, als Mittler philosophischer Gedanken und als herausragende Persönlichkeit angesehen, wozu sicherlich auch seine Reden einen großen Teil beigetragen haben. Seine Wendungen und Pointen, Sentenzen und Argumentationsformen sind bis heute unerreicht.
Wer Ciceros klassischen Sprach- und Schreibstil liebt, wird an diesem Buch seine wahre Freude haben, enthält es doch viele Reden, die sonst nicht veröffentlicht sind. In den Schulen und im Studien wird zumeist nur eine strenge Auswahl gelehrt, wie z.B. die Reden gegen Catilina. Manches wird jedoch nie behandelt, obwohl es einen sehr interessanten und reichhaltigen Stoff enthalten würde, beispielsweise die Reden über das Siedlergesetz. Mein Fazit: Sehr empfehlenswert.
Der 1. Band umfasst:
Rede für Sex. Roscius aus Ameria
Rede über den Oberbefehl des Cn. Pompeius
Erste, zweite und dritte Rede über das Siedlergesetz
Rede für C. Rabirius
Erste, zweite, dritte und vierte catilinarische Rede
Rede für L. Murena
Jede Rede ist mit einer Einleitung und ausführlichen Erläuterungen versehen.
Hrsg. v. Karl Bayer, Manfred Fuhrmann, Rainer Nickel
De Gruyter Verlag, Reihe Sammlung Tusculum
Gebunden, 738 Seiten
Sprache: Deutsch/Lateinisch
Erscheinungsdatum: 1993; 15. Mai 2014
ISBN 978-3110360899
49,95 Euro
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