Cicero: Politische Reden (Band 3) (Sammlung Tusculum)
von Alexandra Walterskirchen
„Cicero: Politische Reden (Band 3) (Sammlung Tusculum)“
Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) ist der bekannteste Autor klassischer römischer Literatur, Politik und Philosophie. Der De Gruyter Verlag widmet in der Reihe Sammlung Tusculum den zahlreichen überlieferten politischen Reden Ciceros drei umfangreiche Bände. Diese enthalten alle Staatsreden, d.h. alle Ansprachen, die Cicero an den Senat sowie an das römische Volk gerichtet hat, sowie die herausragenden, politisch wichtigen Plädoyers in Strafprozessen. Die dreibändige Ausgabe der politischen Reden Ciceros ist zweisprachig in lateinisch/deutsch herausgegeben, so dass der kundige Leser die Reden Ciceros im Original übersetzen und studieren kann. Hinweis: Die Verres-Reden sind aufgrund ihres großen Umfangs bewusst ausgelassen und in einem eigenständigen Buch veröffentlicht.
Der 3. Band umfasst die vierzehn „Philippischen Reden“, die Cicero in den Jahren 44 v. Chr./ 43 v. Chr. gehalten hat. Der Titel der Reden ist sinnbildlich zu verstehen. Sie gehen auf Demosthenes, den größten Redner Athens, zurück, der in den Jahren 241 bis 341 v. Chr. mehrere leidenschaftliche Reden im Kampf gegen den Makedonenkönig Philipp II. gehalten hat (dieser hatte zu jener Zeit im Norden Griechenlands eine Hafenstadt erobert und bedrohte mit seiner Machtgier die griechischen Bundesgenossen). Vier von diesen Reden sind unter dem Titel „Philippische Reden“ überliefert worden, auf deren Titel sich Cicero bezieht. Denn in Rom herrschte nach der Ermordung Caesars 44 v. Chr. eine ähnliche Situation vor. Der Machthunger des Antonius drohte eine Wiederherstellung der Republik unmöglich zu machen. Cicero erkannte, dass ihn der Kampf gegen Antonius noch einmal – wie einst im Kampf gegen Catilina – an die Spitze des Senats stellen könnte, so dass er in den Monaten September 44 bis April 43 v. Chr. vierzehn leidenschaftliche Reden hielt, die eigentlich „Reden gegen Antonius“ heißen müssten, aber stattdessen unter dem Namen „Philippische Reden“ überliefert worden sind. Es war der letzte Kampf, den Cicero gefochten hat, denn im Dezember 43 v. Chr. wurde er auf Geheiß von Antonius ermordet.
Das Corpus der Philippischen Reden ist offenbar vollständig erhalten, auch wenn Cicero während seines Kampfes gegen Antonius viel öfters als vierzehn Mal das Wort ergriffen hat. Es war die letzte Phase im Kampf für die Republik. Cicero machte den Senat noch einmal zum Mittelpunkt einer republikanischen Opposition, der ihn dazu bestimmte, in einem Bündnis mit Oktavian die Rettung vor Antonius zu suchen. Seit der Ermordung Caesars herrschte in dem vom Bürgerkrieg zerrütteten römischen Staatswesen ein Machtvakuum vor. Das republikanische Lager war nicht mehr stark genug die traditionelle Republik zu erneuern. Nun kämpften Oktavian und Antonius um die Macht. M. Brutus hatte verhindert, dass mit Caesar auch Antonius getötet worden war, was nach Ciceros Aussage ein Fehler gewesen war, der die Tat von Anfang an um den erstrebten Erfolg gebracht hatte. Antonius ergriff die Initiative und stellte sich zunächst zum Schein auf den Boden der Republik, doch in Wirklichkeit strebte er nach einer caesarisch-vergleichbaren Machtstellung. So schaffte er es durch Fälschung der Nachlassverordnung (acta Caesaris), Caesars gesamten Nachlass, seine Geldmittel und Aufzeichnungen an sich zu bringen.
Im Sommer 44 v. Chr. erhoben die ersten Senatoren ihre Stimmen gegen Antonius‘ selbstherrliche Gebaren und eine republikanische Opposition begann sich zu formieren. Einen Monat später ging Cicero in seiner ersten Philippischen Rede mit den Gesetzen ins Gericht, die Antonius seit Anfang Juni hatte beschließen lassen. Antonius schlug zurück und beschuldigte Cicero als den Urheber all der Übel, die dem römischen Staat in den letzten Jahrzehnten heimgesucht hatten. Der rhetorische, unversöhnliche, ja feindselige Schlagabtausch zwischen Cicero und Antonius, der besonders in den beiden ersten Reden zum Ausdruck kommt, prägte das weitere politische Geschehen jener Zeit.
Man kann die Philippischen Reden zweifellos als Drama höchsten Grades bezeichnen, das jedoch ohne Abschluss geblieben ist, denn Cicero brach seinen Kampf ab, als es für ihn und den republikanischen Senat nichts Wesentliches mehr zu tun gab. Seine zunächst auf einen Krieg zusteuernde Politik rief Gegenwirkungen hervor und im Senat entstanden Kräfte, die einem endgültigen Bruch mit Antonius widerstrebten. Ciceros Versuch die römischen Stände gegen Antonius zu vereinen, scheiterte somit schlussendlich.
Das ideologische Fundament und Leitmotiv der Philippischen Reden ist der Freiheitsgedanke, der geprägt wurde durch die Erinnerung an die caesarianische Diktatur und der in dieser Form neu ist. Cicero erkennt, dass die Freiheit in einem Spannungsverhältnis zum Frieden treten kann, weswegen der „gerechte“ Krieg durchaus seine Berechtigung hat. Denn Frieden kann auch Knechtschaft bedeuten. Daher ist nur der Friede erstrebenswert, so Cicero, der auf Freiheit beruht – ein Friede in Knechtschaft hingegen, wie Antonius ihn bringen würde, sei schlimmer als der Tod.
Mein Fazit: Ciceros Reden zeigen nicht nur seine Entschlossenheit gegen Antonius, sondern auch eine dramatische Wucht, ja, das letzte Aufbäumen der Republik gegen ihren Untergang und den Beginn einer caesarischen Herrschaft und Schein-Freiheit. So hat Cicero in seiner letzten rednerischen Leistung noch einmal ein Meisterwerk vollbracht.
Jede Rede ist mit einer Einleitung, einer Übersicht und ausführlichen Erläuterungen versehen.
Hrsg. v. Manfred Fuhrmann
De Gruyter Verlag, Reihe Sammlung Tusculum
Gebunden, 716 Seiten
Sprache: Deutsch/Lateinisch
Erscheinungsdatum: 1993; 1. April 2014
ISBN 978-3-11-036093-6
49,95 Euro
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