Cicero: Über das Schicksal/De Fato
von Alexandra Walterskirchen
„Cicero: Über das Schicksal/De Fato“
Marcus Tullius Cicero (106-43 v.Chr.) ist der bekannteste Autor klassischer römischer Literatur, Politik und Philosophie. Sein drittes philosophisch-theologisches Werk über das Schicksal „De Fato“ ist leider nur bruchstückhaft überliefert, was dessen Verständnis nicht einfach macht, da die Gedankengänge Ciceros oft nicht nachzuvollziehen sind und der zusammenhängende Textinhalt fehlt. So ist man als Leser doppelt gefordert, nicht nur im Übersetzen (wenn man die Originalversion auf Latein lesen möchte), sondern auch in der Rezeption.
Cicero hat sein Buch „De Fato“ 44 v.Chr. fertiggestellt und erwähnt darin auch die kurz vorher stattgefundenen Iden des März (die Ermordung Cäsars), wobei der Inhalt des Werkes sicher schon vorher konzipiert war. Der äußere Rahmen des Werkes findet in Puteolanum statt, wo Cicero am 23. April Hirtius und Pansa Redestunden erteilte. Danach hielt er sich in seinem Landgut in Tusculanum auf, wo er – so nimmt man an – in den folgenden Wochen an der Fertigstellung von „De Fato“ gearbeitet hat. Die politische Situation zu jener Zeit war schwierig, was sich auch in seinem Werk niederschlägt. So heißt es im überlieferten Absatz 2 (der Anfang des Buches ist verloren gegangen): „Wir waren viel zusammen [Cicero und Hirtius, ein designierter, befreundeter Konsul], wobei wir vor allem solche Maßnahmen erörterten, die dem Frieden und der Eintracht unter den Bürgern dienlich sein könnten. Da es nämlich den Anschein hatte, dass man nach Cäsars Untergang alle möglichen Gründe für neue Verwirrungen suche, wir aber der Meinung waren, dass man diesem Treiben Einhalt gebieten müsse, befasste sich unser ganzes Gespräch mit Überlegungen dieser Art…“ Erst nachdem diese Fragen abgeschlossen waren, lenkten sie ihr Gespräch auf die Philosophie.
Ciceros erörtert in „De Fato“ die Thematik, ob es eine höhere Instanz bzw. ein höheres Schicksal (fatum) gibt, das die Menschen und die ganze Welt, steuert und alles vorherbestimmt oder ob der Wille (voluntas) des Menschen sein Schicksal und Leben selbst entscheiden kann. Er analysiert die Stärken und Schwächen der Lehren des Chrysipp, der die Zukunft als vorherbestimmt ansieht, sowie des Epikurs, der das Schicksal ablehnt und den Willen des Menschen als höchste Kraft betrachtet. In Kapitel 39-45 betrachtet Cicero die Thematik aus der Sicht der alten griechischen Philosophen, von denen z.B. Demokrit, Heraklit, Aristoteles die Ansicht vertraten, alles sei durch Fatum bestimmt, so dass es eine zwangsläufige Gewalt mit sich bringen würde, die anderen jedoch der Ansicht waren, alle Seelenregungen seien ohne jeden Einfluss des Schicksals vom menschlichen Willen bestimmt. Chrysipp nahm hier, so Cicero, die Position des Schiedsrichters ein und versuchte beide Seiten zu vereinen, wobei er sich aber in zahlreichen Widersprüchen verstrickte.
Der gesamte überlieferte Text von „De Fato“ bleibt ungewöhnlich holprig und in seinen Argumenten nur schwer nachvollziehbar. Ob es daran liegt, dass der Zusammenhang fehlt, Textpassagen falsch überliefert wurden oder vielleicht gar nicht von Cicero stammen, mag der lateinkundige Leser selbst entscheiden.
Mein Fazit: „De Fato“ nimmt auf jeden Fall eine Sonderstellung unter den philosophisch-theologischen Schriften Ciceros ein und sollte von jedem Lateininteressierten einmal gelesen werden. Mit seinen nur 74 lateinisch-deutschen Seiten und über 100 Seiten Anmerkungen ist das Werk auf den ersten Blick schnell zu lesen; der anspruchsvolle Stoff und die komplexe Terminologie werfen dabei aber mehr Fragen auf als sie beantworten. Eine endgültige Beantwortung dieser Fragen ist jedoch nur dann möglich, wenn sich eines Tages der komplette Originaltext von „De Fato“ finden sollte.
Hrsg. v. Bayer, Karl
De Gruyter Verlag, Reihe Sammlung Tusculum
Gebunden
Erscheinungsdatum: 2000
ISBN 978-3-05-006169-6
39,95 Euro
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