Erdbeer-Ernte und Gemüse-Vlies-Anbau im Juni
1. Erdbeer-Ernte im Schlossgarten
Meine Mutter liebte Erdbeeren. Sie hat jedes Jahr unsere verschiedenen Erdbeerbeete mit großer Liebe und Hingabe gepflegt, alte und schwache Pflanzen entfernt, Jungpflanzen umgesetzt und gestärkt, ausgelichtet und die Beete von Unkraut befreit. Zusätzlich hat sie die Erdbeerfrüchte mittels Fruchtschutzbeuteln vor Schnecken geschützt, so dass wir immer eine reichliche Ernte hatten. Diese Arbeit, der sich meine Mutter fast täglich im Mai, Juni und Juli widmete, zog sich immer über mehrere Stunden und ich bewunderte ihre Ruhe und Geduld. Sie hat immer gesagt: „Die Erdbeeren brauchen viel Liebe und Pflege, damit sie Früchte hervorbringen. Diese sind dann ihr Dankeschön, ihr Früchte der Liebe. Deswegen sind sie auch rot und schmecken so gut.“
Und in der Tat: Die Erdbeeren von unserem Schlossgarten schmecken ganz besonders gut und lecker, jede Sorte und jedes Beet anders. Nach dem unerwarteten Tod meiner Mutter im Februar diesen Jahres habe ich die Pflege ihrer geliebten Erdbeerbeete übernommen. Ich habe lernen dürfen, wieviel Zeit und Energie es braucht, um die Erdbeeren zu pflegen, aber auch mit welch reichlicher Ernte man dafür belohnt wird. Keinesfalls darf man die Geduld verlieren oder verzweifeln, sondern immer ruhig und gelassen bleiben, auch wenn mal zu viele Schnecken da sind oder durch das feuchte Wetter die Früchte faulen, wie es leider in diesem Jahr der Fall war. Wenn man an mehreren Standorten anbaut, ist für alle etwas da. Dieses Jahr trägt besonders das Lieblingsbeet meiner Mutter „Die Erdbeeren an der Schloss-Mauer“ besonders reichlich. Dort haben wir Erdbeeren von Kraege Beerenpflanzen aus Telgte gepflanzt, die unser Gardening-Projekt seit Jahren mit den verschiedensten Erdbeerpflanzen unterstützen. In diesem Beet wachsen primär die Sorten Asia, Malwina und Florence sowie Fontaine. Die Erdbeeren fühlen sich an dem geschützten Standort sichtlich wohl und bringen große, rote, saftige und süße Früchte hervor. Hier schmeckt man die Liebe.
Dieses Frühjahr haben wir ein weiteres Erdbeerbeet auf der Wiese angelegt, ebenfalls mit Erdbeeren von Kraege, die wir freundlicherweise von diesen erhalten haben. Dieses Mal sind es u.a. die Sorten Mara des Bois, Mieze Schindler, Ostara, Glorielle, Malwina, Florenca Sie sind bereits gut eingewachsen und produzieren die ersten Früchte. Mit Liebe eingepflanzt, mit Liebe gepflegt, mit Liebe und Dankbarkeit geerntet.
2. Zucchini-, Kürbis- und Gurken-Anbau auf Vlies in der Wiese
Meine Mutter liebte Zucchini, Gurken und Kürbisse. Ihre Spezialität waren rohe Zucchini-Spaghetti (mit dem Spiralschneider) aus dem eigenen Garten, zusammen mit einer Tomaten-Paprika-Sauce. Gurken standen auch fast täglich auf dem Speiseplan, besonders nachdem wir die Nepalgurke entdeckt hatten, eine ganz spezielle Gurkensorte, die man auch in unseren Breiten leicht im Freiland anbauen kann und die große Früchte bis in den Spätherbst produziert, die man sogar ausgewachsen bis ins nächste Frühjahr lagern kann. Nachdem wir vor 2 Jahren erstmals verschiedene Sorten Kürbisse angebaut haben, wurde auch der Kürbis ein wichtiger Teil unserer Ernährung, besonders die süßlichen Butternut- und Honeyhut-Kürbisse, die man auch roh essen kann.
Im letzten Jahr haben wir bereits erfolgreich damit experimentiert, Zucchini, Gurken und Kürbisse auf Vlies anzubauen. Dies hatte zum einen praktische Gründe, da man so kein Unkraut entfernen musste, zum anderen ersparte es auch das ständige Hochbinden der Gurken aus Platzgründen, die ohnehin lieber am Boden ranken, was ihrem natürlichen Wuchs entspricht. Ein weiterer Pluspunkt beim Vliesanbau ist, dass man kein Beet dafür benötigt. Man kann mit dem Pflanzlochbohrer oder einer Schaufel einfach Löcher in der Wiese ausheben, mit Erde und Dünger füllen, dann das Vlies über die Wiese legen und an den Stellen, wo die Löcher sind, das Vlies aufschneiden. Ein vorheriges Abtragen der Grasnarbe kann das Bohren oder Graben der Pflanzlöcher erleichtern, ist aber nicht notwendig. Wichtig ist, dass es ein besonders dichtes Vlies ist, damit kein Gras hindurchwächst. Wir verwenden dafür das Unkrautvlies 150g/m³ in einer Breite von 2 Metern der Firma HaGa-Welt aus Elze, die unser Gardening-Projekt seit Jahren unterstützen.
In dieser Saison haben wir unseren Vlies-Gemüse-Anbau optimiert und haben das Vlies um ein Hügelbeet herum gelegt, da so die Pflanzen auch nach oben hin Platz zum Ausdehnen haben. Zudem können sie so gleichmäßig von unserem Rasensprinkler mit Brunnenwasser gegossen werden, wenn es zu trocken ist. Unsere selbst vorgezogenen Gurken und Kürbisse aus eigenem Saatgut haben wir getrennt von den Zucchini gepflanzt, damit sie diese nicht überranken. Zusätzlich haben wir als Versuch Tomaten, Basilikum, Physalis und Ananaskirschen dazwischengepflanzt. Was bereits jetzt auffällt: Trotz des schlechten Wetters und des Kälteeinbruchs mit Nachttemperaturen von 4°C Ende Anfang Juni wachsen die empfindlichen Pflanzen wie Basilikum und Ananaskirschen besser als ihre Schwesterpflanzen im Beet. Fazit: Das schwarze Vlies speichert nicht nur die Feuchtigkeit im Boden, sondern wärmt auch die Pflanzen in der Sonne, so dass sie schneller wachsen und geschützter vor Kälte sind. Wir sind gespannt, wie sie sich entwickeln werden.
3. Rettich-Ernte im Hochbeet
Meine Mutter war ein Rettich-Fan, allerdings durfte er nicht zu scharf sein. Am besten mit etwas Essig und Öl als Salat angemacht, dann wurde er milder und schmeckte richtig lecker. Ich persönlich esse Rettich lieber roh, sofern er nicht extrem scharf ist.
Da sich meine Mutter vor ihrem unerwarteten Tod im Februar diesen Jahres Rettich gewünscht hatte, hatte ich diese für sie in zwei Hochbeeten gesät (Sorten Ostergruß rosa und Rex), zum einen im Folienhaus, zum anderen im Freien. In Hochbeeten wachsen Rettiche am besten, da sie mit ihren Wurzeln leicht in die Tiefe gehen können, was bei einem steinigen Boden nur schwer möglich ist.
Die Rettiche im Folienhaus wuchsen schneller, waren milder und hatten weniger Aroma, die Rettiche im Freien waren richtig pfeffrig-scharf und aromatisch – für jeden Geschmack etwas dabei. Das Rettichsaatgut haben wir freundlicherweise von der Saatgutfirma Kiepenkerl aus Everswinkel erhalten, die unser Gardening-Projekt seit Jahren unterstützen. Auch wenn der Rettich mittlerweile von Schnecken oberirdisch angefressen wird, die Wurzeln sind intakt und ich kann jeden Tag reichlich Rettiche ernten. Meine Mutter hätte sich gefreut und daraus gleich einen feinen Rettichsalat à la Schloss Rudolfshausen gemacht.
Ihre
Alexandra Walterskirchen
Wir danken folgenden Firmen für die angenehme und
fruchtbare Kooperation: