Errichtung eines Haygrove Gartentunnels im Schlossgarten
Ein Gemeinschaftswerk der Firmen Haygrove, BioGreen, Floragard, EM-Technologiezentrum Süd, Herkuplast, Jungpflanzen Stefan
von Helene und Alexandra Walterskirchen/15.04.2020
Der Hobbygärtner und die Hobbygärtnerin, die in unseren nördlichen Breiten ganzjährig anbauen und Selbstversorgung betreiben möchte, kommen um ein Gewächshaus/Folienhaus im Garten nicht herum, denn von November bis April herrscht bei uns Winter mit Frost und teilweise Schnee, so dass so gut wie nichts im Garten wachsen kann, außer Wintergemüse/Wintergrün, wie z.B. Feldsalat, Winterrettiche oder Spinat, sofern sie abgedeckt werden.
Verschiedene Gartencenter, Gartengerätefirmen und sowie Baumärkte bieten die unterschiedlichsten Foliengewächshäuser für Hausgärten (von mini bis mittelgroß) an, meist jedoch sind sie aus billigen Materialien, wenig stabil und solide. In manchen Shops kann man Foliengewächshäuser schon zu einem Preis von unter 100 € kaufen. Dabei muss man sich aber nicht wundern, wenn diese Gewächshäuser nur kurze Zeit halten und nicht selten von manchen kräftigen Herbststürmen einfach davongerissen werden. In der Regel werden diese Billig-Gewächshäuser aus Plastik und Leichtmetall nur oberflächlich im Boden fixiert, so dass sie keinen rechten Halt haben und der Gärtner/die Gärtnerin bei Sturm Ängste ausstehen muss, dass das Gewächshaus diesen nicht überlebt. Wir haben ein solches, schon etwas teureres, aber dennoch nicht sonderlich stabiles, kleines Folienhaus in unserem Schlossgarten und kennen die Probleme damit. In der Regel haben übrigens solche Folienhäuser auch keine Türe, sondern nur einen Plastikvorhang, den man auf und zu schieben kann. Wir haben uns damit beholfen, diesen Vorhang besser zu fixieren (mit speziellen Leimzwingen), so dass wir heil über den Winter gekommen sind und die meisten unserer Pflanzen, die sich im Folienhaus befanden, auch.
Anders dagegen ein Gewächshaus, das ein zementiertes Bodenfundament hat und mit festen Metallrahmen darauf fixiert ist. Solche richtigen Gewächshäuser haben entweder Glas- oder Plexiglasscheiben und auch eine richtige Türe, die man abschließen kann, ebenso Kippfenster, manchmal sogar mit Automatik, so dass sich die Fenster ab einer bestimmten Temperatur öffnen. Ein solches Gewächshaus haben wir ebenfalls in unserem Schlossgarten und sind sehr zufrieden damit, jedoch stellen wir fest, dass Glas/Plexiglas im Winter stark auskühlt, während hingegen dicke Plastikfolien mehr Wärme im Inneren bewahren, insbesondere, wenn tagsüber etwas Sonne draufscheint und die Luft im Inneren des Folienhauses erstaunlich erwärmt wird. So sind Folienhäuser insgesamt wärmender für den Winteranbau als Glas oder Plexiglas-Gewächshäuser, außer man hat eine Heizung für letztere, was jedoch auf Dauer gesehen bei frostigen Temperaturen ungemein viel Strom verbraucht und damit kostenintensiv ist.
Als wir uns ein drittes Gewächshaus für unseren Schlossgarten anlegen wollten, dieses Mal im nördlich-östlichen Bereich, wollten wir es ganz besonders gut machen und hielten Ausschau nach sehr hochwertigen Foliengewächshäusern. Dabei stießen wir auf die englische Firma Haygrove, die seit Jahren im gewerblichen landwirtschaftlichen Anbau hervorragende Folientunnels anbietet und auch selbst in solchen anbaut.
Die Firma Haygrove hat im Jahr 1987 mit dem Obstanbau in Großbritannien begonnen, genauer gesagt in Redbank bei Ledbury. Heute besitzt die Farm eine Fläche von ca. 60 Hektar, auf denen Erdbeeren, Blaubeeren, Brombeeren und Kirschen angebaut werden. Neben der Mutterfarm hat Haygrove auch noch weitere Tochterfarmen in Großbritannien. Heute gibt es weiter Tochterfarmen in Südafrika, Portugal und China.
Aber nicht nur die Verbesserung der Anbaumethoden, sondern auch die Entwicklung entsprechender Folientunnels, die die Ernte verbessern und verfrühen, standen im Mittelpunkt des aufstrebenden Unternehmens. Heute ist Haygrove ein international angesehenes Unternehmen für kommerzielle Folientunnel und Substratsysteme. Die Haygrove GmbH ist ein junges Unternehmen, das sich auf Deutschland, Österreich und die Schweiz konzentriert.
Ihr neues Modell „Gartentunnel“, speziell konzipiert für größere Hausgärten, mit einer Fläche von 24 (6 x 4) qm, wurde uns im März 2020 in Bauteilen ins Haus, oder besser, in den Schlossgarten geliefert. Unser Schlosshausmeister, Günther Schöppner, packte die Teilpakete, die sehr übersichtlich strukturiert waren, aus und legte sich die Teile für den Aufbau zurecht, wobei er folgenden Kommentar von sich gab: „Das ist eine Qualität! Das lob ich mir!“ Natürlich zog er dabei Vergleiche zu dem Material unseres kleinen Foliengewächshauses, aber, um die Sache richtig zu stellen: das Haygrove Gewächshaus kostet, wenn man es kauft, auch um ein Vielfaches mehr als das kleine Foliengewächshaus – so wie eben ein Mercedes mehr kostet als ein VW Polo.
Und damit sind wir schon bei einer grundsätzlichen Aussage zu unserem Haygrove Gartentunnel: er ist ein Mercedes unter den Folientunnels, die auf dem Markt angeboten werden. Aber nur ein solcher würde die heftigen Stürme, die im Norden des Schlossgartens oft wehen, unbeschadet überstehen. Diese sind nichts gegen die Stürme, die gelegentlich durch den südlichen Schlossgarten wehen. Wir müssen uns weder sorgen, noch ängstigen oder sonst etwas. Das Haygrove steht wie eine Eins auch bei heftigem Wind und Wetter (das durften wir in der kurzen Zeit schon einige Male erleben). Und dabei ist es nicht einmal mit einem Betonfundament und einer entsprechenden Verankerung darauf versehen, sondern lediglich im Erdboden verankert.
Dank einer ausführlichen und verständlichen Montageanleitung konnte unser Schlosshausmeister, von Beruf Schreiner, d.h. als handwerklich begabt, das Stahl- bzw. Stahlrohr-Gerüst relativ leicht alleine aufstellen. Lediglich für die Umspannung und Fixierung der UVB-Folie benötigte er einen Helfer.
Im Foto oben sieht man das Innere des Gartentunnels nach der Errichtung: Wir haben Erdlöcher (wie bei einem Schweizer Käse) bohren lassen, diese mit EM-Bokashi-Dünger vom EM-Technologiezentrum Süd befüllt und mit Gartenerde von Floragard aufgefüllt, so dass dadurch fruchtbare Pflanzbereiche entstanden sind. Diese haben wir dann bepflanzt.
Rechts und links sieht man die aufgerollte UVB-Folie, unter der ein luftdurchlässiges Flies ist. Dieses haben wir ein Stück weit aufgeschnitten, damit Bienen, Hummeln & Co. tagsüber hereinfliegen und die Pflanzen bestäuben können. In der Nacht lassen wir das UVB-Fließ wieder herunter, so dass keine Schädlinge hereinkönnen und es warm ist.
Wir haben in den Haygrove Gartentunnel zwei Arctic-Zelte von BioGreen aufgestellt, mit denen wir sehr gute Erfahrungen für das Überwintern von Jungpflanzen bzw. Pflanzen gemacht haben. Man bekommt, so unsere Erfahrung, eine Doppelwärmung, wenn man die Arctic-Zelte in einem Gewächshaus oder Folientunnel aufstellt und dann die Jungpflanzen, z.B. Paprika, Tomaten, Physallis etc. dort hineinstellt bis man sie auspflanzen kann. Wir ziehen die Sämlinge im Schloss selbst bei Zimmertemperatur an und wenn sie groß genug sind, stellen wir sie zur ersten Abhärtung in ein solches Arctic-Zelt. Dort werden sie an kühlere Temperaturen und Tageslicht gewöhnt. Das macht ihnen dann das spätere Auspflanzen in die Gewächshäuser leichter.
Auf dem Foto oben sieht man die ausgepflanzten Salat- und Kohl-Jungpflanzen vom Jungpflanzen Stefan (Demeteranbau) im Haygrove Gartentunnel. Dazwischen haben wir einen Durchgang geschaffen, den wir mit Hackschnitzel der Firma Florargard ausgelegt haben.
Auf den praktischen und hochwertigen Holz-Klapptischen, die man seitlich am Haygrove Folientunnel befestigen kann, haben wir links unsere vorgezogenen Salate, Zwiebeln und Kohlpflanzen gestellt, die wir in Quickpotanzuchtplatten von Herkuplast angezogen haben; rechts davon steht die Anzuchtstation XXL Jumbo von Biogreen. In dieser finden drei Topfplatten Platz, die mittels einer Wärmematte von unten beheizt werden können, was praktisch im Frühjahr ist, wenn es nachts noch kalt ist. Die Haube hält Wärme und Feuchtigkeit in der Anzuchtstation und erleichtert das Keimen der Pflanzen.
Nach rund 6 Wochen Erfahrungen mit unserem neuen Haygrove-Gartentunnel können wir sagen, dass wir sehr zufrieden damit sind. Es ist erstaunlich warm im Inneren, aber auch, wenn man möchte, gut durchlüftet, es ist hoch und geräumig, es ermöglicht einen Erdbodenanbau und ganz besonders, was unser Anliegen ist, einen Permakulturanbau. Man hat ein Gefühl von Natürlichkeit, wenn man im Gartentunnel von Haygrove steht, man fühlt sich mit der Natur verbunden und was für den Menschen gilt, gilt auch sicherlich für die Pflanzen und den Boden. Da die Tiere im Boden weiterleben können als wäre kein Gewächshaus über ihnen, wirkt das Haygrove wie ein überdachtes und geschütztes Freilandzelt, das man als Gärtner – je nach Bedarf – so öffnen kann, dass es tagsüber dort brummt und summt, wie draußen im Garten.
Wir bedanken uns bei den Unterstützern unseres gemeinnützigen Projektes:
Haygrove: Gartentunnel
Floragard: Erde und Hackschnitzel
BioGreen: Anzuchtstation und Gewächshausheizung
EM-Technologiezentrum Süd: EM Dünger
HerkuPlast: Anzuchtplatten
Jungpflanzen Stefan: Jungpflanzen
Helene und Alexandra Walterskirchen sowie das gesamte Team von
Schloss Rudolfshausen