Fazit nach einem Jahr Fruchtwaldgarten: Was funktioniert und was nicht
Das gemeinnützige Gartenkultur-Zentrum Schloss Rudolfshausen ist eine Sektion des gemeinnützigen Kultur- und Bildungsvereins Admacum e.V.
von Alexandra Walterskirchen, Projektleiterin
Hochbeete
Unsere Hochbeete von Biogreen haben sich trotz vieler Pflege nicht bewährt. Zum einen kümmerten die Johannisbeeren, Erdbeeren, Salate und Kräuter darin vor sich hin, als ob sie sich in dem engen Kasten nicht wohl fühlten, andererseits wurden die Hochbeete schnell zur Schneckenhochburg. Durch die vielen Regenfälle in diesem Frühjahr kam es innerhalb einer Woche zu einer regelrechten Schneckeninvasion, bei der tausende von Nacktschnecken in kürzester Zeit alles auffraßen, was sich in den Hochbeeten befand: sie machten weder vor Zwiebeln, Dill, Koriander, Sommerportulak, Bohnen, Möhren, Rettich, Schwarzwurzeln noch Petersilie halt.
Somit haben wir unsere Hochbeete im Juli aufgelöst und die darin enthaltene Erde in neue Hügelbeete verteilt. Dort haben wir neben den Johannisbeerensträuchern auch neue Erdbeeren von Kraege gepflanzt, deren Früchte wir vor den Schnecken leicht mit den Fruchtschutz-Beuteln von Anlaufs-Fruchtschutz24.de schützen können, indem wir die grünen Früchte darin einpacken, ehe sie rot werden. Darum herum haben wir zum wiederholten Male Sommerportualk von der Firma Fetzer gesät und hoffen, dass uns die Schnecken dieses Mal nicht wie die letzten Male zuvor kommen werden. Auf jeden Fall können die Pflanzen nun natürlicher wachsen und sich in die Breite ausdehnen.
Wofür die Hochbeete von Biogreen jedoch super geeignet sind, ist die Voranzucht von selbst gezogenen Junggehölzen wie Johannisbeeren, Hundsrosen, Himbeeren, etc. (siehe Foto oben), die wir dieses Jahr zum ersten Mal selber aus Samen ziehen. Hier sind die Jungpflanzen geschützt, unter guter Beobachtung und können sich ideal entwickeln.
Erbsen versus Bohnen
Wir haben von Mitte Mai bis Anfang Juli hunderte Bohnen von Kiepenkerl und Sperli in unserem Garten an den verschiedensten Standorten gesät, doch das Resultat war mehr als bescheiden. Gerade einmal 5 bis 6 Bohnenpflanzen wachsen aktuell kümmerlich vor sich hin. Das Problem waren der viele Regen, die kalten Temperaturen im Frühjahr und der massive Schneckenbefall, die jede Bohnenjungpflanze eliminierten, sobald sie aus der Erde kam.
Die Erbsen von der Saatgutfirma Kiepenkerl, die wir dagegen einen Monat vor den Bohnen gesät haben, haben sich bewährt, da sie vor dem starken Regen und Schneckenbefall wachsen und sich entwickeln konnten. Auch die Nacktschneckeninvasion machte ihnen rein gar nichts aus. So können wir nun seit kurzem die reifen bzw. heranreifenden Markerbsen und Zuckererbsen ernten, was uns sehr freut, da sie einfach lecker schmecken.
Unser Fazit: Für unsere Breiten sind Erbsen eindeutig besser als Bohnen geeignet, so dass wir uns nächstes Jahr mehr auf den Anbau von Erbsen konzentrieren werden.
Heidelbeeren
Unsere Heidelbeeren bzw. Blaubeeren, die wir in unserem Moorerde-Hochbeet gepflanzt haben, wachsen kümmerlich und kommen nicht richtig in die Gänge. Sie weisen Mangelerscheinungen auf. Ob es an dem halbschattigen Standort (zu viel Schatten) oder an den Hochbeeten liegt, können wir momentan noch nicht sagen. Besonders der rechte Pflanzen-Bereich, der mehr Rindenmulch aufweist, ist im Wachstum betroffen. Möglich wäre auch eine zu starke Kalkanreicherung durch das Gießen mit Leitungswasser (unser Regenwasserschlauch reicht nicht so weit). Wir haben die Blaubeeren nun mit Rhododendron-Dünger von Oscorna gedüngt und hoffen, dass es den Pflanzen dadurch besser geht und der Ph-Wert wieder ihren Bedürfnissen entspricht, d.h. saurer wird. Ansonsten planen wir im Herbst ein Umpflanzen eines Teils der Pflanzen in ein neues Moorbeet, das wir dann tiefer an einem sonnigeren Standort anlegen werden.
Vorziehen von Jungpflanzen
Das Vorziehen von Jungpflanzen sowie das Einpflanzen derselbigen braucht Zeit und Pflege. Wir haben in diesem Frühjahr hunderte Kohlpflanzen (Brokkoli, Blumenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Spitzkohl, Kohlrabi), etc. selbst vorgezogen und liebevoll eingepflanzt. Zudem haben wir weitere hunderte Jungpflanzen von der Demeter-Jungpflanzengärtnerei Stefan erhalten und eingepflanzt. Das Resultat war jedoch sehr bescheiden. Die Nacktschnecken haben über 95% der Jungpflanzen in den folgenden Wochen vernichtet und die letzte massive Invasion durch die Regenfälle der letzten Wochen eliminierte auch die großen Pflanzen, die schon Kohlköpfe hatten. Ameisen höhlten die Kohlrabipflanzen zudem aus und die wenigen Brokkoli-Pflanzen, die noch übrig waren, fingen an zu blühen anstatt Köpfe zu bilden.
Unser Fazit: Das Vorziehen im Kohlanbau ist die Mühe nicht wert. Sinnvoller ist eine Direktsaat im Spätherbst oder zeitigen Frühjahr, wo die Nacktschnecken noch nicht so aktiv sind.
Pfirsiche und Birnen versus Aprikosen, Granatäpfel, Feigen, Kakis
Unsere Aprikosen haben dieses Frühjahr wunderschön geblüht und wir freuten uns bereits auf viele leckere Früchte, doch dann kam der Spätfrost! Alle Blüten fielen trotz Schutz mit Abdeckhauben ab. Aprikosen sind nun einmal nicht für unsere Breiten, die immer Spätfrost gefährdet sind, geeignet. Dasselbe betrifft Kakibäume, Granatapfelbäume, Maulbeeren, Feigen und Indianerbananen, die einfach für diese Breiten zu empfindlich sind. Unsere gepflanzten Bäume sind trotz Winterschutz im Winter, der dieses Jahr ohnehin recht mild war, erfroren oder bekamen einen massiven Frostschaden.
Die Birnen, Pfirsiche und Nektarinen, die später blühten, hatten mit dem Frost hingegen kein Problem.
Unser Fazit: Man sollte für seinen Garten nur die Bäume wählen, die auch für die Breiten und das Klima geeignet sind.
Herbstsaat statt Frühjahrsaussaat
Im letzten Herbst hatten wir zahlreiche Kräuter gesät, darunter Koriander von Bejo. Dieser wuchs bis zum ersten Frost zu kleinen Jungpflanzen heran. Wir dachten nicht, dass die kleinen Pflänzchen den Winter überleben würden, da Koriander als nicht bzw. nur bedingt frosthart gilt, doch siehe da, im nächsten Frühjahr tauchte er unter dem Schnee und Laub wieder auf und entwickelte sich, ehe die Schnecken erwachen konnten, zu prächtigen Pflanzen, von denen wir im gewöhnlich kräuterarmen Frühjahr viel Koriander ernten konnten. Nun blüht er und bildet Samen, die wir aussamen lassen, um eine halbwilde Korianderpopulation in unserem Garten anzusiedeln, die mit Frost und Schnecken kein Problem hat.
Den Koriander, den wir hingegen im Frühjahr gesät haben und von dem wir ebenfalls bis vor wenigen Wochen reichlich ernten konnten, wurde in der letzten Woche, als es längere Zeit regnete, von den Nacktschnecken bis auf den letzten Stängel aufgefressen. So etwas haben wir noch nicht erlebt! Neuaussaaten scheiterten aufgrund des warmen Wetters und der Nacktschnecken, die jedes neue Blättchen sofort entdeckten und vertilgten.
Unser Fazit: Besser im Herbst säen und dann im Frühjahr ernten, anstatt im Sommer mit Schnecken kämpfen!
Weinbergschnecken statt Nacktschnecken
Nacktschnecken im Garten – nicht selten kann man bei Regen oder des nachts hunderte oder sogar tausende beobachten – können jeden Gärtner zur Verzweiflung bringen, da sie alles ratzeputz auffressen: von Salat über Spinat, von Erdbeerfrüchten über Himbeeren, von Saaten bis hin zu Jungpflanzen aller Art. Nicht einmal Giftpflanzen wie z.B. Eisenhut oder Bilsenkraut, die für den Menschen tödlich sein können, werden von ihnen ausgelassen. Nacktschnecken vermehren sich leider zahlreich und ihre Schneckeneier wachsen in der Erde vergraben bzw. versteckt heran. Selbst wenn man also die Nacktschnecken entfernt: die nächste Population befindet sich bereits im Garten und schon bald hat man wieder Nacktschnecken. Hier können Weinbergschnecken helfen, denn diese geschützten und größten Gehäuseschnecken fressen auch Nacktschneckeneier. Zudem verdrängt eine große und starke Weinbergschneckenpopulation im Garten auch automatisch die Nacktschnecken. So haben wir im Herbst 2019 eine größere Zahl von Nacktschnecken in unserem Schlossgarten angesiedelt, leider ist ca. die Hälfte davon über den Winter verendet. Dies lag einerseits daran, dass die Schnecken per Post ins Haus geschickt wurden, was sie sehr geschwächt hat und andererseits reichte die Eingewöhnungszeit mit warmen Temperaturen nicht aus, da es im Herbst oft schon ziemlich kalt war, insbesondere in der Nacht.
Vor einigen Wochen haben wir eine weitere größere Weinbergschneckenpopulation im Schlossgarten an verschiedenen Stellen angesiedelt. Die ausgewachsenen und geschlechtsreifen Tiere haben wir von der Firma Ablschneckler erhalten, die unser Versuchs-Gardening-Projekt unterstützen. Wir haben dieses Mal die Schnecken persönlich abgeholt und auch ausgewählt, was ihnen sehr gut getan hat. Zudem haben wir sie jetzt im Sommer bei warmen Temperaturen in unserem Garten ausgesetzt.
Das Schöne an den Weinbergschnecken: sie fressen keine Jungpflanzen, sondern lieben Gemüse- und Pflanzenabfälle, die man ohnehin in den Kompost werfen würde.
Wurzelnackte Bäume und Sträucher
Fast die Hälfte von wurzelnackten Bäumen, Sträuchern und Rosen, die wir im Herbst/Winter gepflanzt haben, haben es trotz intensiver Pflege und vielen Gießen nicht überstanden und sind eingegangen bzw. haben nicht ausgetrieben. Die Bäume und Sträucher hingegen, die wir als Container geliefert bekamen, z.B. von Artevos und Oberdorla, haben mit dem Anwachsen kaum Probleme gehabt. So können wir wurzelnackte Gehölze nicht mehr empfehlen und werden stattdessen lieber Container-Pflanzen nehmen. Auch wenn diese ein wenig mehr kosten, lohnt es sich, denn die Pflanzen haben noch einen richtigen Wurzelballen mit feinen Haarwurzeln, was bei den gerodeten Gehölzen nicht der Fall ist. Im Frühjahr war eindeutig feststellbar, dass die Container-Gehölze schneller und gesünder ausgetrieben sind als die verletzten, wurzelnackten Gehölze.
Wir bedanken uns bei den Unterstützern unseres gemeinnützigen Projektes: