Ökologisches Experimentier-Gardening Schloss Rudolfshausen
Das gemeinnützige Gartenkultur-Zentrum Schloss Rudolfshausen ist eine Sektion des gemeinnützigen Kultur- und Bildungsvereins Admacum e.V.
Auszug aus unserem „Kultur-Magazin Schloss Rudolfshausen“, Ausgabe I/2019
von Helene und Alexandra Walterskirchen
Als wir 2011 die neuen Besitzer von Schloss Rudolfshausen wurden – Eigentümer blieb weiterhin die Pfarrpfründestiftung Holzhausen bzw. die Diözese Augsburg -, fanden wir einen über Jahrzehnte verwilderten Garten vor, der sich rund um das renovierungsbedürftige Schloss erstreckte. Im Frühjahr 2012 führten Pfarrpfründestiftung und Diözese eine Außensanierung von Gebäude und Garten durch, um uns eine geordnete Struktur zu übergeben, auf der wir grundstücks- und gartenmäßig aufbauen konnten.
Wir wurden die neuen Gartenregisseure und entschieden uns, angesichts der geringen Lebendigkeit im Garten und der Verdichtung der Böden, für einen gemischten Permakultur-/Ökologie-Garten. Unsere Vision war, den vernachlässigten und kahlen Garten so zu renaturieren, dass er wieder zu einem Paradies für Pflanzen, Tiere und Menschen werden würde, in dem alles miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig dienen kann. Dabei stand für uns eines von Anfang an fest: Ausschließliche Verwendung von natürlichen, biologischen und ökologischen Materialien, keinerlei Verwendung von chemischen und giftigen Substanzen – ganz gleich ob Erde, Dünger oder Spritzmittel. Wir richteten einige Bio-Komposter sowie eine große Bio-Kompostgrube in unserem Garten ein, in die wir Gartenabfälle sowie Gemüse-/Obst-Abfälle aus unserer täglichen veganen Ernährung gaben, so dass daraus nach der Verrottung fruchtbare Düngererde wurde.
Wir schufen über die nächsten beiden Jahre einen ökologischen bzw. Permakultur-Garten mit verschiedensten Themenbereichen wie: Kräuter der Provence-Beet, Hippokrates-Beet mit Hygiene- und Medizinalpflanzen, Teatime-Beet, Färbepflanzen-Beet, Frau Holle Beet mit Räucherpflanzen, Strawberry-Fields-Beet, Wildpflanzenbeet, Beerenbeete sowie verschiedene Gemüsebeete, in denen wir Gemüse für unseren Selbstverbrach anbauten. Es grünt und blüht seitdem, dass es eine wahre Freude ist. Im Sommer und Herbst dürfen wir die wunderbaren Früchte unserer Gartenarbeit ernten und erfreuen uns an saftigem Gemüse, an prall gefüllten Beeren sowie an knackigen Äpfeln und leckeren Zwetschgen.
Unser Garten wurde ein Schmuckstück, ein ökologisches Paradies, in dem es neben Pflanzen auch eine Ganzjahres-Vogelfutter-Station, Vogelbrut-Kästen, eigene Bienen nach Demeter-Bienenhaltung, Hummelkästen und ein Biotop gab.
Die Errichtung und Pflege des ökologischen Paradieses jedoch kostete uns über die Jahre ein Vermögen. Auch wenn wir selbst gärtnerisch aktiv waren, so brauchte der große Garten doch ständig professionelle Unterstützung durch Gärtner eines Gartenbaubetriebes, welche nicht nur das entsprechende Wissen, sondern auch die Maschinen hatten, die für eine Gartenarbeit der Größenordnung unseres Schlossgartens notwendig waren. Alle Pflanzen, die wir anfangs einpflanzten – und das waren sehr viele bei unserem großen Garten -, stammten aus Bio-Gärtnereien und Bio-Anbau und hatten ebenfalls ihren Preis. Jedes Jahr, am Beginn der Gartensaison war es dasselbe: wir brauchten neue Pflanzen, weil viele nur einjährig waren und manche, die mehrjährig waren, den Winter nicht überstanden hatten, wir brauchten neue Erde, weil die alte verdichtet und verbraucht war, wir brauchten neuen Mulch, weil der alte verrottet war, wir brauchten neuen Dünger – für Rosen, für Blühpflanzen, für Grünpflanzen, für Beerensträucher, für Erdbeeren, für Gemüse, für Tomaten und, und, und.
Eines Tages, am Beginn der Gartensaison 2018, beschlossen wir, diesen Kreislauf zu ändern. Warum neue Jungpflanzen kaufen, wenn man die alten aussamen lassen und man sich so seine eigenen Jungpflanzen kostenlos ziehen kann? Warum neue Erde kaufen, wenn man die alte, z.B. durch kleine Kompostgruben in den Beeten, verbessern kann? Warum alte, verbrauchte Erde abtragen und Lastwagenweise neue Muttererde herankarren, wenn man die verbrauchte Erde mit Hilfe von EM-Mikroorganismen, Zeolith, Pflanzenkohle und andere Aktivatoren wieder heilen und vitalisieren kann? Warum Rasenschnitt und Gartenabfälle vom Gartenservice entsorgen lassen, wenn man durch Kompostierung im eigenen Garten daraus wertvolle Komposterde schaffen kann? Warum Dünger oder biologische Spritzmittel kaufen, wenn man sie selbst herstellen kann, z.B. aus Beinwell, Brennnesseln, Wermut oder sonstigen Kräutern, die im eigenen Garten wachsen. So fingen wir an, unser ökologisches Gartenkonzept im Schlossgarten Rudolfshausen nach und nach zu ändern.
Man kann einen Garten sehr arbeitsintensiv gestalten – so war es bei uns in Schloss Rudolfshausen über die vorangegangenen Jahre -, man kann ihn aber auch so gestalten bzw. umgestalten, dass man ihn auch ohne Helfer eines Gartenbaubetriebes selbst betreuen kann, also arbeitssparend. Man kann Unkräuter ausreißen, was viel Zeit und Kraft kostet, man kann sie aber auch einfach plattwalzen oder umleiten bzw. warten, bis sie sich von selbst in den Erdboden zurückziehen, was wesentlich weniger Zeit und Kraft kostet.
Unser Ziel ist es, unsere Selbstversorgung mit hochwertigem, vitamin-, enzym- und mineralienreichem Gemüse, Beeren und Obst weiter auszubauen, nachdem wir uns darüber informiert haben, wie minderwertig das meiste Obst und Gemüse im Hinblick auf die Nährstoffe ist, da im Prinzip alles Obst und Gemüse, das man im Supermarkt oder in Fruchthäusern kauft, aus Massenanbau stammt, in dem es nicht um Qualität, sondern nur um Quantität geht (siehe dazu die beiden Beiträge von Prof. Andrew R. Dyer in diesem Magazin). Aus vielen Fachartikeln wissen wir um die große Problematik der kaputten Erdböden durch die jahrzehntelange, exzessive und konventionelle Landwirtschaft, die Verwendung von Kunstdüngern, Pestiziden usw. sowie der Boden- und Grundwasser-Verschmutzung durch übermäßigen Einsatz von Gülle und tierischem Dünger, aber auch die zunehmende Luftverschmutzung, den sauren Regen, der die Pflanzen von oben vergiftet.
Wir haben uns dem Aufruf einiger ökologischer Landwirtschafts- und Botanik-Experten angeschlossen, die den Menschen angesichts der dramatischen Lage in der Landwirtschaft und der nicht mehr gewährleisteten Versorgung mit qualitativ hochwertigem Obst und Gemüse, den dringenden Rat geben, auf Selbstanbau im eigenen Garten oder im eigenen Gewächshaus umzusteigen, und auf diese Weise das Stück Erde, das sie bebauen, zu einem ökologischen Paradies zu machen. So können sich auf unserem ökologisch zerstörten Planeten kleine Naturreservate bilden, in denen noch ein ökologisches Leben und Gleichgewicht für Pflanzen, Tiere und Menschen möglich ist.
Es stellen sich uns folgende Fragen: Wie kann und soll es mit der Landwirtschaft in Zukunft weitergehen? Wie kann man als Einzelner seine lebensnotwendige Selbstversorgung mit hochwertigem Obst und Gemüse ermöglichen und gewährleisten? Wie kann man sich von dem destruktiven Trend des minderwertigen Obst und Gemüses, das ohne gute Mikroorganismen und Nährstoffe ist, das mit chemischen Stoffen und Gasen haltbar gemacht wird, das in unnatürlichen Bodenverhältnissen ohne Erde und Naturkontakt heranwächst, frei machen? Wie können wir uns von der Entwicklung, eines Tages vor vollen Tellern mit „leeren“ Nahrungsmitteln zu sitzen und dabei zu verhungern, frei machen? Eine Frage, die uns auch sehr zu denken gab, war: Wie können wir unsere Selbstversorgung mit Obst und Gemüse auch im Winter ermöglichen und gewährleisten, wo draußen Schnee und Eis liegt?
Um Antworten auf diese und weitere Fragen zu erhalten, begannen wir im Sommer 2018 damit, in Sachen Pflanzenanbau zu experimentieren – draußen in unserem Schlossgarten, und, ab Herbst, auch innen, in unseren Schlossräumen, mit einem ökologischen Indoor-Gardening-Experiment. Wir durften in den vergangenen Monaten unseres Experiments sehr viel lernen. Es gab Erfolge und Misserfolge. Beides motiviert uns, weiterzumachen, einiges zu verändern und zu verbessern. Wir durften im Januar und Februar 2019 die ersten Erdbeeren unseres ökologischen Indoor-Gardenings genießen, die ersten Gurken und Buschbohnen ernten und verzehren und daraus erkennen, was höchste Qualität bedeutet, eine Qualität, wie man sie in keinem Supermarkt oder Obst- und Gemüse-Markt bekommt.
Es ist unsere Vision, leicht umsetzbare Möglichkeiten des ökologischen Selbstanbaus (Outdoor und Indoor) zu schaffen, die nicht nur wir, sondern die auch andere Menschen für sich und ihr Leben anwenden können. Wir wollen experimentieren, was die besten, natürlichen und ökologischen Böden und Dünger sind, wie man das natürliche Wachstum der Pflanzen sanft und dennoch effizient anregen und verbessern kann, welchen Einfluss Energien und Schwingungen, z.B. durch Musik, Mineraliensteine, Zimmerbrunnen usw. auf die Pflanzen und ihr Wachstum haben, wie man den Pflanzen in einem kaputten Ökosystem dennoch ein kleines, intaktes Ökosystem bieten kann, wie man neues Saatgut züchten kann, usw.
Dazu experimentieren wir in unserem Outdoor- und Indoor-Gardening-Versuchsprojekt Schloss Rudolfshausen. Unserem Experiment haben sich zwischenzeitlich verschiedene Firmen angeschlossen, die nach den Prinzipien der Ökologie produzieren, wirtschaften und handeln. Sie kooperieren mit uns und versorgen uns mit dem notwendigen Equipment, damit wir unser Experiment durchführen können. So konnte im vergangenen Jahr sogar ein neues Gartenhaus im Schlossgarten entstehen, in dem wir nicht nur Gartengeräte und –Zubehör stehen haben, sondern auch einige Pflanzen aus unserem Gardening-Projekt, die es kühl brauchen. Geleitet wird das Gardening-Experiment von der Schlossgartenfee Alexandra Walterskirchen, mit im Team sind Helene Walterskirchen, Tanja Berg, Michael Berg und Günther Schöppner.
Wir bedanken uns bei den Unterstützern unseres gemeinnützigen Projektes:
Landtechnik Al-Ko Vertragshändler Manfred Stadler
ESB Björn Stadthalter: Einbau verschiedener Pflanzlampen
Proemit: Pflanzenlampe LED Sunbar
SANlight: Pflanzenlampen für die Anzucht und das Wachstum von Pflanzen im Haus
DELIVER-light: Pflanzenlampen in großer Auswahl für die Anzucht und das Wachstum von Pflanzen im Haus
Hentschke-Keramik: Pflanztöpfe verschiedenster Größen
Die TORFFRAU: Blumen- und Pflanzerde für versch. Beetbedarf
Zeolithwelt: Zeolithsubstrat in versch. Körnungen
Result Recycling/Kieswerk Kaufering: Kies und Sand und Schotter
Humusziegel: Kokoserde und Kokosziegel
Bio-Green-Heizung: Elektro-Heizung, Gartenhaus für Anzucht, Abdeckhauben, Frostwächter…
Züchterkörbchen: Bio-Saatscheiben
Vitanal Dünger: Flüssig-Bio-Dünger
Ecobookstore: Fachbücher über Indoor-Gardening
z.B. „Gardening under Lights“ von Leslie F. Halleck
Ong Namo: Dayasa Wecker/Klänge
Pflanzwerk: sehr gute Wasserstandsmesser
Rowenta: VU6670 Eole Infinite Turmventilator zur Bestäubung und Belüftung
Der Biogartenladen, Jana Rotsch: stabile Anzucht- und Pikierplatten
Leiternprofi 24, Roland Hochmuth: hochwertige Transportkisten in verschiedenen Größen
Friedrichs GmbH: Dampfschubkarre
Gossen: Lichtmessgerät MAVOSPEC BASE
Kaiser Fototechnik: Stative zur Befestigung von Pflanzlampen
Suet: Saatgutbänder und -scheiben
die Gartenscheune: Kokosfasermatte zur Unkrautvermeidung
Jungpflanzen: für Salate und Zwiebelanbau
Jungpflanzen:für Salate und Gemüseanbau
Erdbewegungsunternehmen Anton Lederle : Erdaushub und das Planieren für Fundament
Schwegler: Nistkästen und Futterstation
Ilim Timer Landsberg: Fichtenholz
CarboVerte GmbH: Pflanzenkohle und Dünger
Lichtenborner Kräuter: wunderschöne Auswahl an Pflanzen für alpinen Steingarten
Biplantol: Mittel zur wirksamen homöopatischenPflanzenpflege
AMAGARD: Basaltsplitt und Lavakies grob und fein
DENIOS AG: Stahltonnen und Pflanzroller
Lust Blechwaren GmbH: Schneckenzaun
Naturkräutergarten: kulinarische Bio-Wildpflanzen
Wir danken den Genannten für ihre Spende und freuen uns auf eine weitere gemeinsame Zusammenarbeit!
Möchten Sie uns bei diesem Zukunftsprojekt unterstützen, z.B. mit einer Geld- bzw. Material-Spende oder einer Patenschaft? Dann schreiben Sie uns an info@schlossrudolfshausen.de.