Selbst und natürlich Färben mit Pflanzenfarben
von Helene und Alexandra Walterskirchen:
Farben machen unsere Welt bunt. Alle Menschen lieben Farben, wobei ein jeder seine ganz eigenen Lieblingsfarben hat. Der eine mag Gelb, der andere Rot und wieder ein anderer Blau oder alle drei Farben zusammen. Naturstoffe an sich sind farblich wenig attraktiv und brauchen erst eine entsprechende Färbung, damit unsere Aufmerksamkeit auf sie gelenkt wird.
Farben machen aber nicht nur unsere Welt bunt, sondern haben auch – wie wir aus der Farbtherapie wissen – eine Wirkung auf unsere Stimmung, unseren Energiehaushalt und unser Wohlbefinden. Rot ist eine Powerfarbe und gibt uns Energie und Antrieb, Blau hingegen ist eine beruhigende Farbe, die innere Spannungen harmonisiert, Gelb dagegen ist eine Farbe, die sich positiv auf den Intellekt und die Konzentration auswirkt. Jede Farbe gibt uns etwas und hilft uns, Disharmonien und Unbefindlichkeiten auszugleichen, ja sogar Krankheiten zu heilen.
Dies bezieht sich jedoch nur auf Naturfarben, denn sie sind Materialien, die von Mutter Natur stammen: da gibt es Erdfarben wie Ocker, Sierra, Umbra, Pflanzenfarben wie Krapp, Birke, Färberkamille, Reseda, Waid, Walnuss, Faulbaumrinde oder tierische Farben wie Schildlaus, Cochenille, Purpurschnecke und viele andere Stoffe.
Leider wird in der heutigen Färbe-Industrie überwiegend mit synthetischen Farbstoffen gefärbt, die sich im 20. Jahrhundert entwickelt und die zunehmend die Naturfarbstoffe verdrängt haben. Diese chemischen Farben sind zwar durchaus farblich attraktiv, haben aber keine natürliche Wirkung auf den Menschen. Im Gegenteil: sie sind durchwegs leicht bis schwer giftig und im Verbund mit weiteren Hilfsstoffen beim Färben und Herstellen sogar gesundheitsgefährlich. Gefährlich sind sie auch für die Umwelt, wenn sie unbehandelt in die Abwässer und Flüsse gelangen und diese vergiften, so dass alles Leben darin stirbt.
Die Autorin Kirsten Brodde schreibt in ihrem Buch „Saubere Sachen – Wie man grüne Mode findet und sich vor Öko-Etikettenschwindel schützt“, ersch. 2009 im Verlag Ludwig, Random House: „Sicher ist: Ein Drittel aller Chemikalien weltweit landet in der Kleidung – die meisten davon sind allerdings nie für den Hautkontakt vorgesehen gewesen.“ Die ständig wechselnden Kollektionen in den Schaufenstern der Modeketten lassen davon nichts erahnen. Doch egal wie hip sie sind, egal ob billig oder teuer: Oft bringen sie aus der Herstellung gefährliche Gifte, Allergene und einen riesigen ökologischen Fußabdruck mit. Das ist ethisch und ökologisch ein Problem – und durch den Hautkontakt wirken sich die Schadstoffe auch direkt negativ auf unsere Gesundheit aus.“
Viele Menschen sehen in der Kleidung, die sie kaufen und tragen, vor allen Dingen die Optik, die dem aktuellen Modetrend in Stil, Form, Schnitt, Stoff und Farbe entsprechen muss. Man will modisch gesehen „in“ und modern sein und dazu ist man auch bereit, die giftigsten Stoffe auf der Haut zu tragen, ohne sich bewusst zu sein, welchen Schaden man sich selbst damit zufügt.
In Focus Online vom 7.12.2011 erhält der Leser folgende Informationen dazu: „Azofarben, Nanopartikel, Monomere, Biozide – Hunderte von Hilfsstoffen, von der Industrie oft als Neuentwicklungen gefeiert, bedrohen die Gesundheit. Ein Cocktail aus vielen verschiedenen Chemikalien macht den Pullover weich, die Bluse knitterarm und schützt die Hose davor auszubeulen. Er besteht aus in der Fachsprache „textile Ausrüststoffe“ genannten Substanzen. Der so genannte Textilhilfsmittelkatalog listet knapp 7000 von ihnen auf. Von diesen Hilfs- und Ausrüstungsmitteln für Textilien wird immerhin rund ein Zehntel häufig eingesetzt. Harmlos sind einige dieser Substanzen aber keineswegs. Sie können die Gesundheit schädigen, zu Allergien führen oder sogar das Krebsrisiko erhöhen. Je nachdem, wie fest die Stoffe an die Faser gebunden sind, wie eng und wie lange der Hautkontakt besteht, gelangen sie in die Haut. Dort werden sie verstoffwechselt, ins Blut transportiert und kursieren im Körper, bis Leber und Niere sie im besten Fall abbauen. Manche bleiben jedoch für Jahre in den Organen.“
Wenn sich im Menschen ein Öko-Bewusstsein entwickelt, erfasst es nach und nach alle Bereiche seines Lebens, darunter auch den großen Bereich „Kleidung“. Der erste Schritt besteht zumeist darin, keine konventionelle Kleidung mehr zu kaufen, sondern auf biologisch und ökologisch produzierte und verarbeitete Kleidung umzusteigen. Man wird jedoch mit der Zeit feststellen, dass nicht alles, was sich „biologisch“ oder „ökologisch“ nennt, das auch wirklich ist, sondern dass Teile in der Herstellung oder Verarbeitung zwar biologisch und ökologisch sind, andere Teile aber nicht. So kann z.B. die Baumwolle konventionell, also mit Pestiziden, angebaut worden sein, danach dann durchaus mit Pflanzenfarben gefärbt worden sein, aber weiter mit künstlichen Weichmachern oder Glitzereffekten versehen worden sein. Oder: die Baumwolle wurde ökologisch angebaut, danach jedoch chemisch gefärbt und bearbeitet. Das GOTS- Siegel bietet hier die Garantie, dass die Baumwolle im gesamten Bearbeitungsprozess nach biologischen Kriterien verarbeitet wurde. Allein die Bezeichnung kbA bietet hier keine Sicherheit.
Auch beim Pflanzenfärben können giftige Stoffe eingesetzt werden, primär bei der Beize. Die Beize ist notwendig, damit der Stoff die Naturfarbe überhaupt aufnehmen kann. Als Beizmittel werden Alaun, oft mit Zusatz von Weinstein, Eisen und Kupfersulfat, sowie Zinnchlorid und Kalium wie Chromat verwendet. Letztere Genannten sind nicht nur umweltschädlich, sondern auch giftig und sollten bei der Pflanzenfärbung nicht verwendet werden. Allein Alaun und Weinstein sind gesundheitlich unbedenklich.
Sehr oft sieht der Kunde das beim Einkauf nicht und „was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß“ – wie es so schön das Sprichwort sagt. Da hilft oft nur eines: Nachfragen und zwar so lange und beharrlich – wenn notwendig bis zum Hersteller – bis man alles erfährt und das vermeintlich so schöne ökologische Kartenhaus zusammenbricht. Irgendwann in diesem Prozess des immer stärker werdenden ökologischen Bewusstseins wird man zu der Erkenntnis kommen, dass es das Beste ist, seine Stoffe direkt vom Öko-Produzenten einzukaufen, sie selbst mit Naturfarben zu färben und anschließend von einer Schneiderin verarbeiten zu lassen – natürlich nur mit Naturgarnen.
Selbst mit Naturfarben färben kann jeder lernen und machen, zumindest bei kleineren Stoffteilen. Zu beachten hierbei ist, dass tierische Eiweißfasern wie Seide oder Wolle, die Pflanzenfarben leicht aufnehmen, wohingegen pflanzliche Fasern wie Baumwolle oder Leinen in der Regel die Farben schlecht aufnehmen und behalten. Nur wenige Pflanzenfärber besitzen das Wissen und die Erfahrung, auch pflanzliche Stoffe zu färben.
Es empfiehlt sich hier ein großer Färbetopf, am besten ein Einkochautomat mit 20 l Volumen, der über eine Temperatureinstellung verfügt, die sehr wichtig ist, damit die erforderliche Temperatur, die je Färbegut variiert, gehalten werden kann. So darf Krapp nicht über 70 Grad Celsius erhitzt werden, denn sonst wird der Stoff statt rot braun.
Große Stoffteile oder sehr empfindliche und wertvolle Stoffe, sollte man dagegen lieber in eine professionelle Natur-Färberei bringen, die über umfassende Erfahrungen, auch im Hinblick auf die Verschiedenartigkeit der Stoffe, verfügt sowie größere Färbebehälter und Trockenmöglichkeiten zur Verfügung hat.
Wir haben vor einigen Jahren damit begonnen, Seidentücher, Baumwoll-Shirts, Blusenstoffe, kleine Tischdecken usw. selbst mit Naturfarben zu färben. Bis dahin hatten wir keinerlei Erfahrung damit, was für uns hieß, dass wir erst einmal experimentieren mussten, wie der Färbeprozess mit den unterschiedlichen Stoffen am besten geht und wie die einzelnen Naturfarben wirken.
Wie Pflanzenfärben geht, kann man als Laie in Seminaren bei der Firma „Faserhaus“ lernen. Ob mit Krappwurzel, Reseda, Cochenille, Walnuss, Indigo, Waid und vielem mehr – das Faserhaus macht die Welt bunt. Zudem sind natürliche Färbungen für empfindliche Haut sehr gut verträglich, da alle Färbungen ohne Schwermetalle erreicht werden.
Beim Faserhaus bekommt man auch alles fürs Pflanzenfärben, von Galläpfeln bis Eichenschalen, von Walnussschalen bis Goldrute, von Weinstein bis Soda. Alle Zutaten sind absolut natürlich und von bester Qualität.
Ebenso kann man beim Faserhaus bereits pflanzengefärbte Stoffe (ohne Poly-Anteil) kaufen, die man dann zu Kleidungsstücken verarbeiten bzw. verarbeiten lassen kann.
Wer gerne strickt oder häkelt, kann beim Faserhaus pflanzengefärbte oder ungefärbte Wollgarne, die bereits ausgewaschen sind, kaufen, unter anderem Dochtwolle, Schurwollzwirn, Näh- und Webgarn-Wolle.
Nachfolgend die Kontaktadresse vom Faserhaus:
Polle Widmaier
Friedrich-Ebert-Str., 24
D-65428 Rüsselsheim am Main
www.faserhaus.com
https://www.facebook.com/Faserhaus/
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